Am 05.05.2025 gab es im Rahmen der 150-Jahrfeier des Beisenkamp-Gymnasiums ein weiteres sehr gelungenes Konzert, das vom dankbaren Publikum mit lang anhaltendem Beifall gewürdigt wurde.

Der ehemalige Beisenkamp-Schüler Lars Conrad, inzwischen klassisch ausgebildeter Sänger mit Engagements u. a. an der Oper in Halle, sowie sein Klavierpartner Daniel Prinz, ausgebildeter Pianist und Liedbegleiter, wollten die Schule sowohl anlässlich des Jubliäums beehren als auch bei dem Vorhaben unterstützen, den überholungsbedürftigen Konzertflügel der Schule durch Verzicht auf ihr Honorar mit Spenden der Zuhörer restaurieren zu können.

Auf dem Programm standen Klavierlieder: die neun Lieder op. 32 von Johannes Brahms, die „Anakreontischen Fragmente“ von Hanns Eisler sowie Liebeslieder mit dem Titel „House of Life“ des wenig bekannten britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Beide Künstler wollten mit dieser Zusammenstellung eine existentielle Leitthematik geben: Männer zwischen Rausch und Verzweiflung, dies war, wie Lars Conrad in seiner Moderation mitteilte, der Leitgedanke des Konzerts.
Beiden Künstlern gelang es ausgesprochen überzeugend, Polaritäten männlichen Fühlens, z. B. stärkste Niedergeschlagenheit etwa im ersten Lied von Brahms „Wie rafft´ ich mich auf in der Nacht“ und impulsiv-extrovertierte Grobheit in den expressionistisch anmutenden Liedern des Schönberg-Schülers Eisler den Zuhörern zu vermitteln.
Prinz wie auch Conrad verfügen aufgrund ihrer fundierten künstlerischen Ausbildung und einer ausgesprochen klugen und tiefsinnigen interpretatorischen Auseinandersetzung mit den Stücken über ein bewundernswertes Ausdruckvermögen, Prinz gelang es, durch seine überragende und sichere Klaviertechnik sowie eine fein-differenzierte und kultivierte Klanggebung auf dem durchaus problematischen Flügel mit Conrad musikalisch frei und flexibel zu kommunizieren sowie die Liedtexte zu kommentieren, Conrad nutzte seine stimmlichen Fähigkeiten für interpetatorisch notwendige Unterschiede der Gefühlsdarstelllung: er besitzt die Fähigkeit, kammermusikalisch introvertierte, traurige Passagen z. B. bei Brahms und Vaughan Williams mit seinem warmen Timbre leise und trotzdem klanglich substanziell zu vertiefen, im Gegensatz dazu setzte er bei Eisler seine opernerprobte große und raumfüllende Stimme ein, um die Negativität männlicher Härte zu veranschaulichen. Stimmlich sicher und intonatorisch anspruchsvoll wurde er Eislers sprunghafter und bisweilen atonaler Melodik souverän gerecht.

Das Publikum wurde für seinen Beifall mit vier Zugaben von Schubert und Schumann belohnt.
Man kann den beiden jungen Musikern nur wünschen, dass sie sich auf ihrem idealistischen Weg, die Gattung Klavierlied mit deren existenzieller Tiefe, die sie selbst so stark bewegt, glücklich und erfolgreich im Konkurrenzbetrieb des klassischen Konzertlebens etablieren.

Marcel Lahaye